Freue dich WeltBeispiel

Freue dich Welt

Tag 1 von 25

Am Anfang das Wort

Wenn wir über Jesus nachdenken, kommen uns unweigerlich bestimmte Bilder in den Sinn – besonders in der Weihnachtszeit. Zwar haben wir mittlerweile wohl die Zeiten hinter uns, in denen abendländische Abbildungen einen blonden Jesus mit strahlend blauen Augen zeigten, der ein Lamm auf seinen Armen trägt und durch grüne, von munteren Bächlein durchzogene Auen wandelt. Doch auch wenn wir den blonden und blauäugigen Jesus hinter uns gelassen haben, könnte es sein, dass unsere gedanklichen Bilder oft mehr mit künstlerischer Freiheit zu tun haben als mit biblischer Theologie.

Es ist bemerkenswert, dass keiner der neutestamentlichen Autoren es für wichtig hielt, Jesu Aussehen zu beschreiben – und auch Gott nicht, der ihre Worte inspirierte. Alles, was wir wissen, ist:

»Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte« (Jesaja 53,2 LUT 2017). Warum dieser auffallende Verzicht auf eine Beschreibung? Ein wesentlicher Grund könnte sein, dass in jeder menschlichen Darstellung von Jesus gerade das fehlt, was wir nach dem Willen des Vaters über seinen Sohn wissen sollen. Selbst die besten Gemälde und Filmproduktionen schaffen es nicht, uns Jesus in der ehrfurchtgebietenden Weise vor Augen zu malen, wie er uns im Johannesevangelium vorgestellt wird. Dort werden wir eingeladen, nicht an der Frage nach seinem Aussehen hängenzubleiben, sondern über seine Ewigkeit, seine Persönlichkeit und seine Göttlichkeit zu staunen:

»Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist.« (Johannes 1,1–3 SLT)

Wir können uns den Beginn der Zeit noch so weit in der Vergangenheit zurückliegend vorstellen und es ist egal, welches Szenario wir für diesen Beginn der Zeit im Kopf haben. Die Tatsache ist, dass der noch nicht menschgewordene Sohn Gottes damals schon existierte. »Im Anfang« war Gott bereits da, und auch Gott der Sohn, das »Wort«, war bereits da. Johannes stellt für uns die Verbindung zu 1. Mose 1 her. Dieser Jesus wurde nicht geschaffen, er ist selbst der Schöpfer des Universums. Das Kind in der Krippe war niemand anderes als derjenige, der die Sterne an den Himmel setzte – einschließlich des Sterns, der die Weisen aus dem Morgenland zu ihm führte, um ihn anzubeten.

Dieses Wort, Jesus, ist in seiner ewigen Existenz zu unterscheiden von dem Vater und dem Geist – nicht im Wesen, aber als Person. Er »war bei Gott«, und er »war Gott«. Beide Aussagen sind wahr. Das mag verwirrend klingen, aber Johannes beschreibt damit keine abstrakte Theorie. Er stellt uns jemanden vor, mit dem er gemeinsam unterwegs war, mit dem er gelacht, geweint, gefeiert, gebetet, gedient hat und noch vieles mehr. Jemanden, der dennoch bereits bei der Erschaffung der Welt gegenwärtig war, und zwar als Schöpfer dieser Welt.

Unsere deutschen Übersetzungen können es nicht so gut wiedergeben, aber Johannes gebraucht die Zeitformen der Verben meisterhaft. Für die Beschreibung des präexistenten Aufenthaltsorts des Sohnes verwendet er das Imperfekt (das ein fortwährendes Geschehen anzeigt): Er »war bei Gott, und ... war Gott«. Später wechselt Johannes aber zum Aorist (der auf einen bestimmten Zeitpunkt verweist), als er sagt: »Und das Wort ward Fleisch« (Johannes 1,14 LUT 2017).

Es gab vor mehr als zweitausend Jahren einen Zeitpunkt, zu dem die zweite Person der Dreieinigkeit – Jesus, der bereits existierte, ehe die Zeit begann – genauso in diese Welt geboren wurde wie jedes andere Baby. Wir bezeichnen das als erstes Kommen Christi und es wird von Millionen Menschen jedes Jahr an Weihnachten gefeiert. Es gab einen weiteren Zeitpunkt, zu dem er gehorsam sein Leben gab, um die Strafe für unsere Sünden zu tragen, auch einen Zeitpunkt, zu dem das Leben in seinen toten Körper zurückkehrte, und einen Zeitpunkt, zu dem sein auferstandener Leib in den Himmel auffuhr. Ebenso wird es einen Zeitpunkt geben, zu dem genau dieser Jesus wiederkommt, um alles neu zu machen.

Die göttliche Natur Christi kennt also keinen Zeitpunkt, zu dem sie begann. Er war schon immer. Er war Gott, ehe die Zeit anfing. Er ist jetzt, in diesem Augenblick, Gott. Und er wird für immer Gott sein.

Ehrlich gesagt tappe ich leicht in die Falle, in der Adventszeit so beschäftigt mit den Vorbereitungen zu sein, dass ich nicht über die zentrale Wahrheit nachdenke: Der Schöpfer wurde ein Geschöpf und lebte in dieser Welt. Vielleicht hast du ebenfalls damit zu kämpfen. Doch es gibt eine bessere Option – nicht nur im Dezember, sondern jeden Tag: »Wir sind berufen, ihn ohne Unterlass anzubeten, ihm ohne Zögern zu gehorchen, ihn ohne Vorbehalt zu lieben und ihm ohne Unterbrechung zu dienen.«

Je mehr es uns gelingt, innezuhalten und mit den Augen des Glaubens auf das Wort zu blicken, das Fleisch wurde, desto mehr wird uns das beflügeln, den Herrn anzubeten und zu lieben, ihm zu gehorchen und zu dienen.

Weihnachten wird erst mit Leben gefüllt, wenn wir uns Zeit nehmen, um über Jesus, den Herrn, nachzudenken. Wie du weißt, war sein leibliches Aussehen nicht der Rede wert – aber du darfst dich über die Tatsache freuen, dass er damals, in jener ersten Christnacht, leiblich zu uns kam, um unsere große Hoffnung im Leben wie im Tod zu sein.

Zum Nachdenken:

Inwiefern sind die Wahrheiten über Jesu göttliche und menschliche Natur für dich ein Anreiz, ihn jetzt anzubeten?

Gelobet seist du, Jesu Christ,

dass du Mensch geboren bist

von einer Jungfrau, das ist wahr;

des freuet sich der Engel Schar.

Kyrieleis.

Des ewgen Vaters einig Kind

jetzt man in der Krippe find’t;

in unser armes Fleisch und Blut

verkleidet sich das ewig Gut.

Kyrieleis.

Den aller Welt Kreis nie beschloss,

der liegt in Marien Schoß;

er ist ein Kindlein worden klein,

der alle Ding erhält allein.

Kyrieleis.

Das ewig Licht geht da herein,

gibt der Welt ein’ neuen Schein;

es leucht’ wohl mitten in der Nacht

und uns des Lichtes Kinder macht.

Kyrieleis.

(Strophe 1: Medingen, ca. 1380; weitere Strophen: Martin Luther, 1524)

Die Heilige Schrift

Über diesen Leseplan

Freue dich Welt

Von der ersten bis zur letzten Seite zieht sich durch die Bibel das Warten auf den König. In diesem Leseplan spannt Alistair Begg den Bogen vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung. Er führt uns vor Augen, wie Gott diese Welt auf das wundersame erste Kommen von Jesus vorbereitete. Gleichzeitig weckt er Vorfreude auf das zukünftige Kommen des Königs, wenn er alle Dinge neu machen wird. Finde Freude im Wunder von Weihnachten und im Blick auf die Wiederkunft von Jesus!

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