Freue dich WeltBeispiel

Freue dich Welt

Tag 20 von 25

Er entäußerte sich selbst

Jesus ist ewig, wahrhaft und vollkommen Gott: »der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens« (Hebräer 1,3) – er war schon während der gesamten zurückliegenden Ewigkeit vollständig und vollkommen »in göttlicher Gestalt«.

Diese Wahrheit macht das, was Paulus hier in Philipper 2 schreibt, nur noch überwältigender.

Jesus – der göttliche Sohn Gottes vor seiner Menschwerdung – »hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst«. Mit anderen Worten: Statt an seiner ununterbrochenen Herrlichkeit festzuhalten, fasste er den Entschluss, sie beiseitezulegen. Obwohl er in keiner Weise dazu verpflichtet war, kam er in unsere gefallene, hilflose Welt – um unseretwillen. Er machte sich selbst zu einem Nichts und wurde zum Diener seiner eigenen Schöpfung. Das Zeichen des Christuskindes an jener ersten Weihnacht war kein Triumphwagen, sondern eine Krippe; es war kein Zepter, sondern ein Stall. Er wurde ebenso sehr zum irdischen Diener, wie er himmlischer Herrscher war (und ist). Äußerlich gesehen war er nichts weiter als einfach nur ein Mensch.

Jesus »entäußerte sich selbst«. Was bedeutet das – und was bedeutet es nicht? Es kann nicht meinen, dass Jesus aufhörte, Gott zu sein, oder dass er einige seiner göttlichen Eigenschaften aufgab.

Matthäus teilt uns in seinem Evangelium mit, dass Jesu Geburt geschah, »auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: ›Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben‹, das heißt übersetzt: Gott mit uns« (Matthäus 1,22–23).

Obwohl er sich selbst »entäußerte«, war Jesus immer noch zu hundert Prozent »Gott mit uns«! Er war nicht nur jemand, der den Eindruck erweckte, er sei Gott mit uns. Er war wirklich Gott mit uns.

Was meint Paulus also? Der Satz endet nicht mit »entäußerte sich selbst«, sondern was nun folgt, formuliert einen anderen Aspekt derselben Handlung: Jesus »entäußerte sich selbst..., indem er Knechtsgestalt annahm« (MENG). Das Entäußern ist verknüpft mit dem Annehmen der Knechtsgestalt. Alec Motyer (der ein großartiger Theologe und ein guter Freund von mir war) meinte einmal, dass wir besser fragen sollten: »Wohin – in welchen Zustand – entäußerte er sich?«, statt: »Wovon entäußerte er sich?« Wenn wir die Frage auf diese Weise stellen, dann erkennen wir, dass der Herr durch das erniedrigt wurde, was er annahm, nicht durch das, was er ablegte. In seiner Menschwerdung wurde er ein Nichts.

Natürlich kann sich niemand von uns in Gott hineinversetzen, und es gibt auch keine Veranschaulichung und keinen Vergleich, anhand derer wir wirklich verstehen könnten, was er da tat. Stell dir aber einfach mal vor, du wärst an Gottes Stelle und würdest durch einen normalen Geburtskanal zur Welt kommen, unter den Umständen, unter denen Jesus geboren wurde, würdest dann das Leben eines Außenseiters führen, als Fremder sterben, die Misshandlungen und den endgültigen Fluch des Gesetzes ertragen... hört sich das nicht sehr danach an, zu »nichts« zu werden?

Jesus aß und trank, er arbeitete, er schlief, er ruhte sich aus – genau wie jeder andere auch. Obwohl er »den Menschen gleich« war, war er aber nicht nur das, was er zu sein schien. Er hatte etwas an sich, das darüber hinausging. In der gesamten Zeit zwischen seiner Geburt und seinem Tod bewies er, dass er Mensch war. Er bewies in diesen Tagen aber auch, dass er Gott war. Denk daran, wie er durch sein Wort den Wind und die Wellen bändigen konnte. Denk daran, wie er Tote auferweckte.

Im Zentrum des Christfests steht die Wahrheit, dass Jesus sowohl vollkommen Gott als auch vollkommen Mensch ist. Deshalb müssen wir uns vor zwei ähnlichen und doch entgegengesetzten Gefahren hüten. Wir können in der Gefahr stehen, Christus so stark zu vergöttlichen, dass kein menschlicher Christus mehr übrigbleibt. Wir können uns aber auch so sehr auf sein Menschsein fokussieren, dass wir seine Göttlichkeit aus den Augen verlieren.

Die Bibel hält dagegen beide Aspekte in vollkommener Spannung. Wenn wir das ebenso tun, werden wir immer mehr über diesen Gott staunen, der zu »nichts« wurde, als er ein Geschöpf wurde – als er menschliches Fleisch und Blut annahm.

Im 5. Jahrhundert fragte jemand den bedeutenden Theologen Augustinus von Hippo: »Was sind die zentralen Prinzipien des christlichen Lebens?« Er antwortete (sinngemäß): »Erstens Demut, zweitens Demut und drittens Demut«. Philipper 2 ist im Kern ein Aufruf zur Demut. Paulus malt uns Christi Menschwerdung als unübertreffliche Demut vor Augen, und sagt dann gewissermaßen: »Eure Gesinnung sollte die Gesinnung von Weihnachten sein.« Für Jesus stand bei seiner Menschwerdung nicht die Frage im Vordergrund: »Was habe ich davon?«, sondern: »Was benötigen sie? Was kann ich für sie tun?« Seine Menschwerdung geschah in der Haltung: »Weil sie mir so wichtig sind, werde ich so leben, als wäre ich nicht wichtig. Ich werde mein Leben für sie geben.«

Er, der jemand war, wurde ein Niemand, damit wir Niemande in Christus jemand werden können. Jesus darf für uns nie etwas Geringeres sein als unser Erlöser, aber er ist auch unser Vorbild.

Was die Gemeinde benötigt – und was diese Welt benötigt –, sind Menschen, die nicht darauf aus sind, jemand zu sein. Wir müssen bejahen, dass wir Niemande sind, die ihr Ich gekreuzigt und ihre neue Identität allein in Christus gefunden haben. Hier ist unser Gott – der Gott, der für uns zum Diener wurde. Wir sind aufgerufen, über diese Wahrheit zu staunen und dann das Gleiche zu tun.

Zum Nachdenken:

Neigst du eher dazu, Jesu Göttlichkeit aus den Augen zu verlieren oder sein Menschsein? Welchen Unterschied könnte eine umfassendere Sicht für deine Beziehung zu ihm machen?

Wie verändert die heutige Andacht deine Einstellung zum Dienst an anderen?

Lobt Gott,

ihr Christen alle gleich,

in seinem höchsten Thron,

der heut schließt auf sein

Himmelreich

und schenkt uns seinen Sohn,

und schenkt uns seinen Sohn.

Er kommt aus seines Vaters Schoß

und wird ein Kindlein klein,

er liegt dort elend, nackt und bloß

in einem Krippelein,

in einem Krippelein.

Er äußert sich all seiner G’walt,

wird niedrig und gering

und nimmt an

eines Knechts Gestalt,

der Schöpfer aller Ding,

der Schöpfer aller Ding.

Er wechselt mit uns wunderlich:

Fleisch und Blut nimmt er an

und gibt uns in seins Vaters Reich

die klare Gottheit dran,

die klare Gottheit dran.

Er wird ein Knecht

und ich ein Herr;

das mag ein Wechsel sein!

Wie könnt es doch sein

freundlicher,

das herze Jesulein,

das herze Jesulein!

Heut schließt er wieder

auf die Tür

zum schönen Paradeis;

der Cherub steht

nicht mehr dafür.

Gott sei Lob, Ehr und Preis,

Gott sei Lob, Ehr und Preis!

(Nikolaus Herman, 1554/1560)

Die Heilige Schrift

Über diesen Leseplan

Freue dich Welt

Von der ersten bis zur letzten Seite zieht sich durch die Bibel das Warten auf den König. In diesem Leseplan spannt Alistair Begg den Bogen vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung. Er führt uns vor Augen, wie Gott diese Welt auf das wundersame erste Kommen von Jesus vorbereitete. Gleichzeitig weckt er Vorfreude auf das zukünftige Kommen des Königs, wenn er alle Dinge neu machen wird. Finde Freude im Wunder von Weihnachten und im Blick auf die Wiederkunft von Jesus!

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