Freue dich WeltBeispiel

Freue dich Welt

Tag 11 von 25

Jedes Versprechen ist gehalten

Der Anfang des Neuen Testaments wirkt auf den ersten Blick nicht besonders inspirierend. Man stelle sich vor, jemand liest zum ersten Mal die Bibel von vorn bis hinten durch. Man liest am Ende des Alten Testaments das Buch Maleachi, in dem die Erwartung auf etwas Kommendes geschürt wird. Die Begeisterung dieses Lesers könnte dann etwas ausgebremst werden, wenn er sieht, dass das nächste Buch mit einem Geschlechtsregister beginnt! Er ist vielleicht (wie wir?) versucht, Matthäus zu überspringen und mit einem anderen Evangelium anzufangen.

Vor ein paar Jahren wurde mir plötzlich bewusst, dass ich es als Pastor über dreißig Jahre lang fertiggebracht hatte, die ersten siebzehn Verse dieses Evangeliums zu überspringen. Ich steuerte in der Weihnachtszeit immer direkt Vers 18 an: »Die Geburt Jesu Christi geschah aber so....« Diese Erkenntnis brachte mich dazu, mir die lange Namensliste am Anfang des Matthäusevangeliums etwas genauer anzusehen.

Markus kommt direkt zur Sache, Lukas informiert über seine Vorgehensweise und stellt eine Widmung an seinen ersten Leser voran und Johannes beginnt mit einer wunderbar poetischen Besinnung über die Göttlichkeit Jesu und seine ewige Existenz. Warum beginnt Matthäus mit einer Liste? Weil er verdeutlichen möchte, dass wir Jesu Kommen nicht verstehen können, solange wir es nicht im Licht des großen Bildes sehen, das die Bibel uns zeigt – solange wir es nicht in den großen Rahmen der sich entfaltenden Pläne und Ziele Gottes einordnen. (Ich denke, Matthäus würde es begrüßen, dass wir in diesem Advents-Andachtsbuch mit 1. Mose beginnen und sein Evangelium erst am elften Tag erreichen!)

Im ersten Jahrhundert warteten die jüdischen Leser des Matthäusevangeliums gespannt darauf, wie Gott durch seinen Messias seine Verheißungen erfüllen wird. Deshalb konnte das Neue Testament eigentlich nicht passender beginnen als mit einem Geschlechtsregister. Matthäus zieht eine Linie von Abraham über David bis zu Jesus – dem Messias, der all die Verheißungen erfüllen sollte, die Gott seinem Volk im Lauf der Jahrhunderte gegeben hatte. Matthäus erzählt so die faszinierende Geschichte, wie Gott seiner Verheißung an Abraham, alle Völker auf Erden zu segnen, treu geblieben ist. Wenn er die königliche Abstammungslinie darlegt, dann verdeutlicht er, wie Gott seinem Bund mit David treu geblieben ist, indem er den König Jesus sandte. Außerdem zeigt Matthäus dadurch, dass die Zeit des geistlichen Exils bald ein Ende haben wird, so wie auch das körperliche Exil vorüberging. Der Wert dieser langen Liste besteht darin, dass sie uns die Rolle dieser Einzelpersonen in Gottes sich entfaltendem Plan bewusst macht, der seinen Höhepunkt in der Geburt Jesu findet. Zudem besteht ihr Wert in der Erkenntnis, dass sich die Linie auch durch Schwierigkeiten und finstere Zeiten zieht – durch Täler ebenso wie über Berggipfel – und dass Gott dennoch Tag für Tag und Generation um Generation seine Ziele verfolgte. Der Faden, der Abraham über David mit Jesus Christus verband, mag zuweilen dünn ausgesehen haben, aber Gott sorgte dafür, dass er nie abriss.

Ähnlich greift auch Markus in seinem ganzen Evangelium immer wieder auf die Propheten zurück, die den angekündigt hatten, der da kommen sollte. Schon den zweiten Vers beginnt Markus mit: »Wie geschrieben steht im Propheten Jesaja« (Markus 1,2). Da Markus die Ereignisse der ersten Christnacht überspringt, begegnet uns Jesus bei ihm erst als Erwachsener, und Jesu erste Worte im Markusevangelium lauten: »Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen« (Markus 1,15). Jesu Jünger hatten das Vorrecht, das zu sehen, was Propheten und Könige so gern gesehen hätten – ein Vorrecht, das bis heute durch das erleuchtende Wirken von Gottes Wort fortbesteht.

Das Neue Testament zeigt uns: Das Mittel, durch das Gottes Verheißungen erfüllt werden, und der ganze Plan, den Gott während des Alten Testaments verfolgte, kann mit zwei Wörtern zusammengefasst werden: Jesus Christus. Gott griff in seinen Verheißungen an Israel auf Formulierungen und Kategorien zurück, die sie verstanden – Wörter wie »Volk« und »Tempel«. Christi Kommen definierte die alttestamentlichen Konzepte im Lichte des Evangeliums neu: Wir entdecken, dass die alttestamentlichen Prophezeiungen allesamt christologisch erfüllt werden – durch und in Christus. Deshalb hoffen wir nicht auf einen neuen Tempel im Staat Israel, sondern begegnen Gott durch seinen Sohn, unseren Herrn Jesus. Wir haben durch seinen Geist das Privileg seiner Gegenwart in uns. Zudem sehen wir auf die Realität von Christi Herrschaft, damit sie unser Leben heute und für immer verändert.

Das Kommen von Gottes Sohn sprengt die Grenzen der alttestamentlichen Kategorien. Christus ist die vollkommene Erfüllung aller Verheißungen Gottes, er ist die Verwirklichung all der großen Zusicherungen Gottes.

Daher warten wir nun nicht mehr gespannt darauf, wie Gott wohl jede einzelne Verheißung erfüllen wird. Wir wissen, dass sie durch Christus allesamt erfüllt wurden und werden – damals, heute und in Ewigkeit. Er hat verheißen, bei uns zu sein, für uns und durch uns zu wirken und uns in sein ewiges, vollkommenes Reich zu bringen. Manchmal ist es schwer, an diesen Verheißungen festzuhalten. In solchen Zeiten schauen wir auf den Gott, der immer am Wirken ist, in den finsteren Tälern unseres Lebens wie auch auf den sonnigen Höhen. Wir vertrauen darauf, dass wir – selbst wenn wir jetzt noch nichts davon sehen – ihm eines Tages dafür danken werden, wie er zu unserem Besten und zu seiner Verherrlichung gewirkt hat. Wir blicken zurück auf einen Mann, der als Nachfahre Abrahams und Davids geboren und durch den Geist gezeugt wurde, der verkündigen konnte, dass die Zeit der Erfüllung da und das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist. Er hing am Kreuz und erstand aus dem Grab, um genau das zu verwirklichen.

Zum Nachdenken:

Bei welcher von Gottes Verheißungen fällt es dir am schwersten zu glauben, dass er sie hält bzw. halten wird?

Wie stärken die Ereignisse der ersten Christnacht deine Zuversicht, dass du Gott auch in Bezug auf solche Verheißungen vertrauen kannst?

Denn es ist uns ein Kind geboren,

uns zum Heil ein Sohn gegeben,

und die Herrschaft ist gelegt auf seine Schulter,

und sein Name soll heißen:

Wunderbar, Herrlicher, der starke Gott,

der Ewigkeiten Vater und Friedefürst!

(Georg Friedrich Händel, »For Unto Us a Child Is Born«, aus: »Messiah«; Übersetzung: C. D. Ebeling)

Die Heilige Schrift

Über diesen Leseplan

Freue dich Welt

Von der ersten bis zur letzten Seite zieht sich durch die Bibel das Warten auf den König. In diesem Leseplan spannt Alistair Begg den Bogen vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung. Er führt uns vor Augen, wie Gott diese Welt auf das wundersame erste Kommen von Jesus vorbereitete. Gleichzeitig weckt er Vorfreude auf das zukünftige Kommen des Königs, wenn er alle Dinge neu machen wird. Finde Freude im Wunder von Weihnachten und im Blick auf die Wiederkunft von Jesus!

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Wir möchten uns bei Verbum Medien für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: verbum-medien.de