Freue dich WeltBeispiel

Freue dich Welt

Tag 10 von 25

O Bethlehem, du kleine Stadt

Vor siebzig Jahren hielt der Pastor und Bibelübersetzer J. B. Phillips eine Reihe von Vorträgen, die später als Buch veröffentlicht wurden. In einer Ansprache verwies er auf folgende Beobachtung:

»Wir sehen heute eine zerrissene und gespaltene Welt. Jeder denkende Christ ist mit derart vielen Nöten der Völker und mit derart komplexen Problemen konfrontiert, dass es mir verzeihlich scheint, wenn uns manchmal der Mut verlässt. ... Uns zum Trost sollten wir aber bedenken, dass die weltweiten Spannungen und das Leid für uns nur deshalb überwältigender erscheinen als für unsere Vorfahren, weil wir durch die modernen Möglichkeiten der Nachrichtenübermittlung weitaus besser als sie über diese Dinge informiert sind.«

Die Technologien, auf die sich Phillips hier bezog, waren Errungenschaften wie die Wochenschau im Radio. Was würde er wohl zu Social Media, Smartphones und 24-Stunden-Nachrichtenkanälen sagen? Noch nie war es so einfach, informiert zu bleiben. Das ist in mancher Hinsicht ein Segen. Es kann aber auch erdrückend und angsteinflößend sein. Technologische Meilensteine kommen meistens mit dem Versprechen auf den Markt, Menschen näher zusammenzubringen – und dennoch bleibt Friede über alle Generationen hinweg eine flüchtige Angelegenheit, so sehr man sich auch nach ihm sehnen mag.

Michas Generation ging es nicht anders. Das Volk sehnte sich nach Frieden. Rund siebenhundert Jahre vor Christi erstem Kommen belagerten Feinde Jerusalem, und die Bewohner der Stadt konnten kaum etwas tun, um sich zu verteidigen. Sie waren ein unterjochtes Volk, das keine Chance hatte, genügend Truppen zu sammeln, um dem Feind Widerstand zu leisten. Sie boten ein Bild großer Schande.

Für Gottes Volk muss das eine sehr verwirrende Zeit gewesen sein. Waren sie nicht ein auserwähltes Volk, für Gott abgesondert? Ruhte auf ihnen nicht Gottes große Verheißung, die Welt zu segnen und wiederherzustellen? Jetzt sah es aber so aus, als würde all das in Kürze zerschlagen werden. Vermutlich fragten sie sich: »Was ist mit Gottes Verheißungen? Werden wir jemals wieder Frieden finden?«

Die Antwort fiel anders aus, als sie es erwartet hatten.

Micha brachte eine Botschaft der Hoffnung, aber die Überraschung war, woher diese Hoffnung kommen sollte: Der verheißene Herrscher, der die Niederlagen rückgängig machen, die Trennungen heilen und Frieden bringen sollte, würde nicht aus Jerusalem, sondern aus Bethlehem kommen.

Jerusalem war die königliche Stadt, der Standort des Tempels und der vorrangige geographische Mittelpunkt für Gottes Volk. Bethlehem hatte dagegen niemand auf dem Schirm. Es war »klein ... unter den Tausenden in Juda«. Es war kein Kandidat für die Top 100, und schon gar nicht für die Top 10. Doch die Bedeutung von Bethlehem liegt in seiner Bedeutungslosigkeit.

Wenn wir uns den sonstigen Verlauf der biblischen Geschichte ansehen, dann erkennen wir, dass das durchaus Sinn ergibt. So handelt Gott! Als Goliat das Volk Israel verhöhnte, flohen die starken und tapferen israelitischen Krieger. Stattdessen gebrauchte Gott einen kleinen, unbedeutenden Hirtenjungen – ausgerechnet aus Bethlehem! – mit fünf Steinen und einer Steinschleuder, um Gottes Volk zu befreien. Das ist Gottes Vorgehensweise.

Nun kündigte Micha an, dass noch einmal ein Hirten-König aus der kleinen Stadt Bethlehem kommen soll. Er wird den Platz des Herrschers einnehmen, wird seine Herde in der Kraft Jahwes weiden und dafür sorgen, dass alle, die ihm vertrauen, sicher wohnen. In ihm, so sagte Micha, wird Gottes Volk schließlich bleibenden Frieden finden.

Das ist nicht die Art von Botschaft, die sich jemand ausdenkt, der von der breiten Masse anerkannt werden will oder der darauf aus ist, dass die Leute ihm Glauben schenken! Dennoch kam der Messias ausgerechnet in diesen unbedeutenden Ort, um seine Herrschaft anzutreten. Das kleine Kind, das in Bethlehem in einer Futterkrippe lag, ist auch derjenige, dessen unaufhörliches Reich alle anderen Königreiche übertrifft. Die Geburt des Einen, durch den alles geschaffen wurde, wurde nicht den kulturellen Eliten bekannt gegeben, sondern ein paar unbedeutenden Hirten.

Wenn wir das Muster erkennen, wie Gott in früheren Zeiten gehandelt hat, wird uns klar, dass wir etwas Derartiges auch für das erste Weihnachten erwarten sollten. Schließlich ist das die Art, wie Gott handelt: an unauffälligen und vergessenen Orten sowie durch schwache und unscheinbare Menschen. Wir werden dadurch auf die Tatsache vorbereitet, dass der, auf dem alle Verheißungen Gottes ruhten, schließlich einen erniedrigenden Tod am Kreuz sterben sollte. Es erinnert uns daran, dass Gott auf diese Weise handelt und schon immer gehandelt hat. Das verändert auch unsere Sicht auf unser eigenes Leben.

Ich habe ein kleines Bilderbuch mit dem Titel Nur fünf Minuten Ruh’. Es erzählt die Geschichte einer Elefantenmama, die einfach fünf Minuten Ruhe und Frieden haben möchte – ohne ihre Kinder.

Als sie jedoch versucht, sich eine kurze Auszeit zu nehmen, bricht erst recht das Chaos aus. Zweifellos ein Szenario, das jede Mutter kennt! Um uns tobt das Chaos und wir wünschen uns einfach nur ein paar Minuten Pause, aber oft scheint das ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Schau dich um und du wirst sehen, dass es offenbar nirgends wahren Frieden gibt, weder global noch in unserem Land, in unserer Stadt oder in unserem persönlichen Leben. Schon fünf Minuten Frieden sind für uns und unsere Welt unerreichbar – von dauerhaftem Frieden ganz zu schweigen.

Ist dein Leben in dieser Adventszeit überschattet von zerbrochenen Beziehungen, finanziellen Nöten, persönlichem Verlust oder anderen Enttäuschungen? Wenn das der Fall ist, habe ich eine gute Nachricht für dich: In dem Messias Jesus, der in der kleinen Stadt Bethlehem geboren wurde, darfst du wahren, dauerhaften Frieden finden. Das ist in erster Linie der Friede mit Gott, dann aber auch mit uns selbst und den Menschen, mit denen wir zu tun haben – indem wir lernen, in unserem Umgang mit Spannungen, Schwierigkeiten und Konflikten immer mehr den Gott des Friedens widerzuspiegeln.

Gott ist am Wirken, wenn auch dergestalt, dass es den meisten Menschen verborgen bleibt und die Medienkanäle keine Notiz davon nehmen – wie schon zu Michas und Jesu Zeiten. Der Messias, der Friede-Fürst, ist in diese Welt gekommen, um allen, die ihm vertrauen, seinen übernatürlichen und ewigen Frieden zu bringen. In welchen Herausforderungen du auch sonst stehen magst, du darfst dich über den Frieden mit deinem Schöpfer freuen, den er durch seinen Tod für dich gewann. Du bist mit dem Einzigen, dessen Meinung auf ewig zählt, im Frieden. Weil du das weißt, kannst du in deine Welt hinausgehen und durch seine Gnade danach streben, im Frieden zu leben.

Zum Nachdenken:

Gibt es eine Beziehung, in die du heute versuchen kannst, Frieden zu bringen, weil du weißt, dass du bereits mit Gott im Frieden bist?

Gott handelt an unauffälligen und vergessenen Orten sowie durch schwache und unscheinbare Menschen. Sollte dich diese Wahrheit eher etwas bescheidener machen oder eher ein bisschen aufbauen?

O Bethlehem, du kleine Stadt, wie stille liegst du hier,

du schläfst, und goldne Sternelein ziehn leise über dir.

Doch in den dunklen Gassen das ewge Licht

heut scheint

für alle, die da traurig sind und die zuvor geweint.

Des Herren heilige Geburt verkündet hell der Stern,

ein ewger Friede sei beschert den Menschen nah

und fern;

denn Christus ist geboren, und Engel halten Wacht,

dieweil die Menschen schlafen die ganze dunkle Nacht.

O heilig Kind von Bethlehem, in unsre Herzen komm,

wirf alle unsre Sünden fort und mach uns frei

und fromm!

Die Weihnachtsengel singen die frohe Botschaft hell:

Komm auch zu uns und bleib bei uns,

o Herr Immanuel.

(Phillips Brooks, »O little town of Bethlehem«, 1868; Übersetzung: Helmut Barbe)

Die Heilige Schrift

Über diesen Leseplan

Freue dich Welt

Von der ersten bis zur letzten Seite zieht sich durch die Bibel das Warten auf den König. In diesem Leseplan spannt Alistair Begg den Bogen vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung. Er führt uns vor Augen, wie Gott diese Welt auf das wundersame erste Kommen von Jesus vorbereitete. Gleichzeitig weckt er Vorfreude auf das zukünftige Kommen des Königs, wenn er alle Dinge neu machen wird. Finde Freude im Wunder von Weihnachten und im Blick auf die Wiederkunft von Jesus!

More

Wir möchten uns bei Verbum Medien für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: verbum-medien.de