Trauer und Hoffnung nach einer Fehlgeburt und VerlustBeispiel

Tag 6

Ein atemberaubendes Versprechen

Bibeltext: Matthäus 1,23

Mein Mann und ich nannten unsere Tochter, die wir verloren, Scarlett Grace. Scarlett steht für den Schmerz, das Leiden, das zerronnene Leben, gemischt mit der Hoffnung der Wiederauferstehung. Grace steht für die Möglichkeit und den tieferen Sinn: das atemberaubende Versprechen, dass wir Gott inmitten unseres Leidens begegnen können. Gottes Versprechen an uns ist nicht, dass keine schlimmen Dinge mehr passieren, sondern dass Er all das mit uns gemeinsam durchsteht. Immanuel, Gott mit uns.  

Langsam begannen wir, es zu begreifen.

Der Schmerz, den wir durchlitten, nachdem wir Scarlett verloren hatten, deckte die Schwachstellen in unserer Theologie auf. Hauptsächlich, dass wir keine Lehre des Leidens kannten. Aber wir verstanden immer besser, dass wenn wir Leiden in dieser gefallenen Welt erfahren, wird Gott uns dort schon erwarten.

Theoretisch hatten wir das verstanden, aber unsere Fassungslosigkeit im Angesicht des nicht enden wollenden Schmerzes bestätigte, dass uns die Praxis fehlte. Um es ganz einfach zu sagen: wir lebten nicht, woran wir glaubten, weil wir nie die Chance dazu hatten.

Auch wenn wir uns sicher waren, dass Gott nicht der Grund für unser Leiden war, begannen Ryan und ich gerade erst zu lernen, dass das, was der Feind unserer Seele gegen uns einsetzte, durch die erlösende Hand Gottes verwandelt werden konnte. Dieser Gott, der Wunder tut, war im Begriff, unseren unsäglichen Verlust in eine Einladung für ein besseres Leben zu verwandeln. Wir konnten es noch nicht erkennen, aber Gott umgab uns und bereitete etwas Neues vor, wie Er es immer tut, wenn wir nur Dunkelheit und Leere sehen.

Scarlett nahm uns tiefer mit hinein. Aber um ihr zu folgen, mussten wir bereit sein, unseren reflexartigen Instinkt, den Schmerz durch Ablenkung, Betäubung oder Verdrängung abzuschalten. Wir mussten dem Impuls widerstehen, unseren Kummer zu verdrängen oder unsere Zerrissenheit zu bekämpfen. Wir mussten dem Zwang widerstehen, herauszufinden, wie sich das Ganze in eine Erfolgsgeschichte umschreiben lässt. Wir mussten uns so hingeben, wie es war.

Das Wunder des Himmels ist, dass er in den Niederungen geboren wird. Er offenbart sich, wenn Jesus in das Leben derer eintritt, die wissen, dass sie Ihn brauchen: eine Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, ein hitzköpfiges Großmaul, ein Terrorist, ein Dieb, ein verzweifelter Mann und sein Sohn, ein kranker Ausgestoßener... eine Mutter, die auf einen leeren Ultraschallbildschirm starrt. Der Himmel ist nicht nur ein Ziel, sondern der Geist Gottes, der hier und jetzt eine Erlösungsgeschichte schreibt.

Inwiefern verändert dein Verlust deine Sicht auf Gott? Konntest du Gottes Gegenwart („Gott mit uns“) spüren, selbst als gelitten hast – warum oder warum nicht?