Tag 6: Starke Väter müssen nicht unfehlbar sein – im Gegenteil.

Gestern haben wir darüber gesprochen, wie wichtig gute Vorbilder sind.

Kinder brauchen keinen perfekten Vater – aber sie brauchen einen ehrlichen.

Vor einigen Jahren wurden meine Kinder und ich verlassen. Es war eine sehr harte und herausfordernde Zeit.

Schwer zu verstehen. Schwer auszuhalten. Und schwer für die Kinder, stark zu sein.

Denn plötzlich mussten sie Gefühle tragen, die eigentlich viel zu schwer für ein Kinderherz sind.

Ich wollte sie beschützen. Ihren Schmerz mittragen. Aber ich wusste oft selbst nicht, wohin mit meinem eigenen.

Ich bin ein emotionaler Mensch. Doch in dieser Phase wurde ich noch sensibler, noch verletzlicher. Und ich war überfordert.

Emotionale Stärke statt emotionaler Maske

Wusstest du, dass Psychologen empfehlen, dass Eltern ihre Gefühle ehrlich zeigen?

Denn Kinder entwickeln dadurch emotionale Intelligenz – und lernen: Gefühle sind erlaubt. Auch meine.

Also habe ich versucht, nicht nur zu sagen: „Du darfst traurig sein.“

Ich wollte es auch vorleben.

Raus aus dem Widerspruch – rein ins echte Menschsein.

Auch Gottes Wort ermutigt uns, unsere Emotionen zu teilen:

„Freut euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden.“ – Römer 12,15 | SCH2000

Ich erinnere mich an einen Abend, an dem ich mich zurückziehen wollte, um heimlich zu weinen.

Doch meine Kinder kamen herein und fragten:
„Papa, warum weinst du?“
Und ich sagte nur:
„Weil ich sehr traurig und verletzt bin.“

Sie nahmen mich in den Arm – und begannen zum ersten Mal, über ihre eigene Trauer und Wut zu sprechen.

In diesem Moment wurde mir bewusst, was ich früher oft gehört hatte:

„Sei stark! Lass dir nichts anmerken! Die Kinder brauchen Halt, keine Tränen.“

Aber ABBA sei Dank – ich habe nicht darauf gehört.

Etwas in mir hat sich dagegen gesträubt, ein Schauspiel aufzuführen.

Denn du erinnerst dich?

Wir sollen nicht lügen – und doch hätte ich meine Gefühle überspielt.

Eine Maskerade daraus gemacht.

Aber genau diese Momente – wenn wir die Maske fallen lassen –

sind nicht das Ende unserer Stärke, sondern oft ihr tiefster Ausdruck.

Ich bin überzeugt:

Wahre Stärke zeigt sich im Mut zur Menschlichkeit.

Und genau deshalb kostet sie so viel Überwindung.

Wenn du deinem Kind zeigst, dass auch du zweifelst, weinst oder strauchelst, lernt es: Ich darf Mensch sein. Und ich bin trotzdem geliebt.

Ich habe selbst erlebt, wie viel Kraft in ehrlicher Verletzlichkeit liegt. Es ist ein Unterschied, ob ich Stärke vorspiele – oder ob ich aus innerer Wahrheit handle. Und ich habe gelernt:

Meine Kinder wenden sich nicht ab, wenn sie meine Tränen sehen.

Im Gegenteil:

Es öffnet Türen. Es baut Vertrauen. Es schafft Tiefe.

Und das macht mich nicht weniger Vater – sondern echter.

In Johannes 11,35 ELBBK lesen wir: „Jesus vergoss Tränen.“

Jesus zeigte auch Enttäuschung, Freude, Angst und Zorn. Der Sohn Gottes hat nicht Stärke demonstriert – sondern Liebe gelebt.

Auch über Abba, lesen wir viel über Seine Gefühle und wie Er sie zeigt.
Und so möchte ich Vater sein.

Geistliche Prinzipien für schwere Zeiten

(Für dich. Für deine Kinder. Für jeden Vater.)

1. Bleib ehrlich – besonders zu dir selbst.

„Siehe, du verlangst nach Wahrheit im Innersten; im Verborgenen wirst du mir Weisheit kundtun.“
– Psalm 51,8 | SCH2000

Abba liebt es, wenn wir echt sind – besonders vor ihm. Ehrlichkeit ist der Anfang jeder Heilung.

2. Bete um Weisheit und Führung.

„Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen gerne und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden.“
– Jakobus 1,5 | SCH2000

Gott hält uns nicht vor, wenn wir nicht weiterwissen. Er freut sich, wenn wir ihn um Rat bitten.

3. Komm zu Abba – und lass dich trösten.

„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis.“
– 2. Korinther 1,3–4 | SCH2000

Er ist nicht weit weg. Gott kennt deine Schmerzen – und tröstet dich nicht nur mit Worten, sondern mit seiner Nähe.

4. Vertraue darauf: Er wird es richten.

„Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind.“
– Psalm 34,19 | Luther 2017

Er wird dich nicht im Stich lassen. Auch wenn du jetzt nichts verstehst – Er bleibt treu.

Vielleicht ist meine Geschichte eine Extremsituation – aber ich glaube, die Prinzipien gelten für jede Lebenskrise: ob Trennung, Krankheit, Existenzängste oder andere Verluste.

Bleib ehrlich. Suche Gottes Nähe. Nimm Hilfe an. Und: Vertraue.
Abba ist treu – und Er wird dich hindurchführen.

Time to level up:

Ergänze / überprüfe deine Liste:

1. Hast du deinem Kind schon einmal gezeigt, dass du traurig bist – ohne dich dafür zu schämen?
2. Wo versteckst du Schwächen, obwohl sie vielleicht Brücken bauen könnten?
3. Teile heute eine ehrliche Erfahrung mit deinem Kind – altersgerecht, aber echt.
4. Notiere einen Moment, in dem du Schwäche gezeigt hast – und was daraus gewachsen ist.
5. Bitte Gott darum, deine Menschlichkeit nicht zu verstecken, sondern als Geschenk weiterzugeben.

Let’s pray:

Abba, mein Vater,

Du bist mächtig – und doch voller Mitgefühl.
Du bist heilig – und doch ganz nah.
Danke, dass ich nicht perfekt sein muss.
Vergib mir, wo ich aus Stolz oder Angst meine „Schwäche“ versteckt habe.
Hilf mir, echt zu sein – und dadurch stark.
Lehre mich, ein Vater zu sein, der nicht kontrolliert, sondern begleitet.
Der nicht auftritt, sondern liebt.
Und dessen Tränen Brücken bauen.
Danke, dass Du mich mit allem kennst – und trotzdem liebst.

Amen.