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Knowing Scripture

Tag 4 von 5

Explizit versus implizit

In den letzten zwei Tagen haben wir einige der literarischen Formen untersucht, die wir bei der Interpretation der Bibel berücksichtigen müssen. Das Erkennen dieser verschiedenen literarischen Formen lässt uns verstehen, was ein Text uns lehren könnte und hilft uns, die Bibel vor ihren Kritikern zu verteidigen. Heute werden wir eine hermeneutische Regel untersuchen, die sehr wichtig ist, um esoterische Interpretationen der Bibel zu vermeiden.

In der Bibel sind viele verschiedene literarische Genres vertreten. Einige Kategorien neigen dazu, doktrinärer zu sein als andere, wie zum Beispiel die Briefe des Neuen Testaments, während es sich bei anderen eher um didaktische (explizite Lehren) Teile der Bibel handelt. Erzählungen und Gedichte sind tendenziell weniger explizit und didaktisch und daher verlassen wir uns mehr auf implizite Schlussfolgerungen, um zu bestimmen, wie sie zu unserem Verständnis beitragen.

Wenn wir die Bibel lesen, tragen die expliziten Passagen dazu bei, die impliziten zu verdeutlichen. Eine Lehre, die wir aus einem Text ableiten, kann nicht wahr sein, wenn sie der ausdrücklichen Lehre eines anderen Textes widerspricht.

Die Kontroverse über den offenen Theismus (die Irrlehre, die behauptet, Gott kenne die Zukunft nicht) veranschaulicht diesen Punkt gut. Viele Bibelstellen (z. B. 2. Mose 32,14; Jona 3,10) weisen darauf hin, dass Gott manchmal „nachgibt“ (einige Übersetzungen reden davon, dass Er „Seine Meinung ändert“) und die versprochene Katastrophe nicht über ein Volk bringt. Wenn Menschen ihre Meinung ändern, ist dies normalerweise auf ein unbekanntes zukünftiges Ereignis oder einen unvorhergesehenen Umstand zurückzuführen. Offene Theisten nehmen diese Tatsache über den Menschen, kombinieren sie mit Texten, die davon sprechen, dass Gott Seine Meinung geändert hat und schließen dann daraus, dass Gott die Zukunft gar nicht kennen kann, denn wenn Er es wüsste, würde die Bibel nicht sagen, dass Er Seine Meinung geändert hat.

Diese Schlussfolgerung leugnet jedoch viele explizite Teile der Heiligen Schrift. 4. Mose 23,19 sagt uns beispielsweise: „Gott ist kein Mensch, der lügt. Er ist nicht wie einer von uns, der Seine Versprechen bald wieder bereut. Was Er sagt, das tut Er, und was Er ankündigt, das führt Er aus.“ Diese explizite, didaktische Aussage zeigt uns deutlich, dass Gott Seine Meinung nicht ändert, wie es die Menschen tun. Wir Menschen ändern unsere Meinung, weil wir die Zukunft nicht kennen. Gott kennt die Zukunft jedoch genau (Jesaja 42,9; 44,7; Jeremiah 1,5; Matthäus 26,34), und daher muss jede Änderung Gottes, von der die Bibel spricht, eine Änderung sein, von der Gott bereits im Voraus wusste. Der offene Theismus zeigt, dass wir einer Irrlehre auf den Leim gehen, wenn wir nicht zulassen, dass das Explizite unsere Interpretation des Impliziten bestimmt.

Coram Deo Leben im Angesicht Gottes

Manchmal spielen wir die Bedeutung von Erzählungen herunter, um die Lehre in den Vordergrund zu stellen, weil Erzählungen im Allgemeinen weniger explizit sind als andere Teile der Heiligen Schrift. 4. Mose 23,19 zeigt uns jedoch, dass auch Erzählungen didaktische Aussagen enthalten. Achte beim Lesen biblischer Erzählungen auf explizite didaktische Abschnitte.

Die Heilige Schrift

Über diesen Leseplan

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Die Bibel ist so geschrieben, dass jeder Mensch sie lesen und ihre wesentliche Bedeutung verstehen kann. Aber wenn Gottes Wort nicht mit Sorgfalt behandelt wird, können die Worte der Wahrheit falsch ausgelegt werden und Verwirrung stiften. Dieser 5-tägige Leseplan bietet Werkzeuge und Methoden für die Praxis der Hermeneutik: die Wissenschaft der biblischen Auslegung.

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Wir danken Ligonier Ministries für die Bereitstellung dieses Leseplans. Weitere Information findest du unter: https://www.ligonier.org/youversion (Englisch)