In der Hektik des Lebens Ruhe findenBeispiel

Der Rhythmus des Lernens

Ich erinnere mich, dass ich in den Anfangszeiten meiner Nachfolge Jesu immer wieder von Menschen hörte, die von ihrem Bedürfnis und ihrer Fähigkeit sprachen, sich nur mit ihrer Bibel an einen ruhigen Ort zu begeben und nach vier Stunden erfrischt, erneuert und belebt wieder aufzutauchen. Wenn ich ehrlich bin, erschien mir die Aussicht auf dieses Szenario überwältigend und das genaue Gegenteil von erfrischend. Ich glaube, das lag vor allem daran, dass ich die Vorteile und den Segen einer Zeit des Bibelstudiums nicht richtig einschätzen konnte.

Das Lernen ist einer der wichtigsten Bereiche, in denen es gilt, einen nachhaltigen Rhythmus zu finden. Wenn ich versuchte, das Wort Gottes ohne wirklichen Plan zu lesen, fand ich mich verloren, verwirrt und gelangweilt. Ein Durchbruch kam, als ich anfing, den Herrn zu bitten, mir zu zeigen, was Er mir zu zeigen wünschte. Wenn wir Gottes Wort lesen, müssen wir immer wieder sagen: „Das spricht zu mir“. Die Bibel ist keine unpersönliche Geschichte über die Vergangenheit; sie ist das lebendige Wort Gottes. Sie ist eine fortlaufende Erzählung, von der wir ein Teil sind. Unsere Hoffnung ist es, durch das geoffenbarte Wort Gottes Einsicht in das Leben und Orientierung zu gewinnen. Eugene Peterson bringt es auf den Punkt: „Das Ziel des Lesens des Wortes ist es, auf die Stimme des sprechenden Gottes zu hören."[3] Nicht umsonst wird in Psalm 119,105 das Wort Gottes als Leuchte für unsere Füße und als Licht für unseren Weg bezeichnet. Die Heilige Schrift hilft uns, uns zu orientieren und zu leiten, wenn wir versuchen, den Reichtum ihrer Wahrheit zu verstehen.

Die Bibel ist voll von Hinweisen auf die Bedeutung und Kraft, die mit dem Studium, dem Lernen und dem Innehalten in der Heiligen Schrift und den Geboten Gottes einhergeht. Paulus lehrt in Kolosser 3,16: „Lasst das Wort des Christus reichlich unter euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern und singt dem Herrn mit Dank in euren Herzen.“ (Lut.Heute) Die Beschäftigung mit Gottes Wort ermöglicht es uns, Seine Wahrheit in uns aufzunehmen, so dass sie unser ganzes Inneres durchdringen kann. 

Wenn wir uns auf die Heilige Schrift konzentrieren, erinnert sie uns daran, wer Gott wirklich ist und wer wir im Lichte dieser Wahrheit sind. Das Wort gibt uns ein Verständnis, das uns hilft, andere nach Gottes Grundsätzen zu lehren und zu führen. Das Verständnis des Wortes bringt Dankbarkeit hervor, die uns veranlasst, zu singen und uns gegenseitig mit Gottes Verheißungen zu ermutigen.

Ich schließe mich Lesslie Newbigin an, der schreibt: „Wir müssen jeden Text im Zusammenhang mit dem Evangelium selbst lesen, denn das ist der Schlüssel zu unserem Verständnis der Schrift.“[4] Die Bibel ist eine Erzählung, die auf die Hoffnung hinweist, die wir in der zentralen Figur, Jesus, finden. Wenn wir das Wort Gottes durch diese Brille betrachten, führt es uns zu einem tieferen Verständnis des Werkes, das Christus vollbracht hat, was wiederum unsere Seelen zur Ruhe bringt. 

Aus dem Studium der Heiligen Schrift erwächst ein Reichtum, der uns mit dem Herzen Gottes verbindet. Wie Martin Luther einmal sagte: „Die Bibel lebt, sie spricht zu mir; sie hat Füße, sie läuft mir nach; sie hat Hände, sie ergreift mich.“[5]

[3]  Eugene Peterson, Working the Angles: The Shape of Pastoral Integrity (Grand Rapids: Eerdmans), 1987.

[4] Lesslie Newbigin, Discovering Truth in a Changing World (London: Alpha International) 2003.

[5]  M. H. Manser, The Westminster Collection of Christian Quotations (Louisville: Westminster John Knox Press), 2001.