Der Brief an die Kolosser und der PhilemonbriefBeispiel

Neben dem Brief an die Gemeinde in Kolossä nimmt Paulus noch einen zweiten, persönlichen Brief mit – an Philemon. Philemon war ein wohlhabendes Mitglied der Gemeinde, dessen Sklave Onesimus weggelaufen war. Irgendwie kamen Onesimus und Paulus in Kontakt, und Onesimus lernte so auch Jesus kennen.

Im Laufe ihrer Gespräche wurde klar: Onesimus sollte eigentlich zurück zu Philemon – nach römischem Recht gehörte er ihm. Für uns heute klingt das fremd, aber Onesimus und Paulus hatten offenbar den Eindruck, dass dies der richtige Schritt war. Gleichzeitig war die Rückkehr ein enormes Risiko für Onesimus. Entlaufene Sklaven im Römischen Reich hatten es extrem schwer, denn die Strafen lagen im Ermessen des Eigentümers. Sklaven galten rechtlich als „Sache“ und hatten keine Rechte – der Eigentümer hatte die uneingeschränkte Macht über sie, einschließlich des Rechts über Leben und Tod.

Mögliche Strafen waren:

• Körperliche Strafen: Auspeitschung, Folter oder Ketten waren gängige Mittel.
• Brandmarkung: Entlaufene Sklaven wurden oft mit einem „F“ für fugitivus auf der Stirn gebrandmarkt.
• Halsbänder: Manche Sklaven mussten Metallhalsbänder mit eingravierter Inschrift tragen: „Ich bin weggelaufen. Fang mich. Bring mich zu meinem Herrn zurück, und du wirst belohnt.“.
• Verkauf an Minen oder Gladiatorenschulen: Brutale Arbeit, die oft den frühen Tod bedeutete.
• Kreuzigung: Die härteste Strafe für besonders widerspenstige Sklaven, oft als Abschreckung für andere. Ein berühmtes Beispiel: die Massenkreuzigung von 6.000 Anhängern des Spartacus nach dem Sklavenaufstand 71 v. Chr..

Nach über 2.000 Jahren christlicher Ethik mag uns das erschrecken, aber für die Menschen der Antike waren Sklaven keine Menschen, sondern „Sachen“. Das alte Prinzip der Entmenschlichung. Darum war Onesimus’ Entscheidung so mutig. Kein Wunder, dass Paulus den Philemonbrief so leidenschaftlich schreibt.

Zum Nachdenken: Der Glaube an Jesus verändert alles.